Fallersleber Straße in Braunschweig

Die bestehende Oker-Brücke der Fallerslebener Straße in Braunschweig war sehr baufällig. Die bestehende Brücke war ein sog. Möller-Träger, ein Einfeldträger mit parabelförmigem Längsverlauf, der an seiner Außenseite eine Lage Flachstähle trug. Diese wirken als Zugband.

Bild 1: Ursprünglicher Möller-Träger der alten Brücke

Eine Beschreibung des Bauwerkes findet man unter dem Bericht des Institutes für Bauwerkserhaltung.
Ein ausgebauter Möllerträger ist auf dem Gelände der Technischen Universität Braunschweig als Museumsstück ausgestellt. Unter Gleichlast entsteht ein parabolischer Momentenverlauf, so dass ein Flacheisen-Zugband konstanter Fläche angeordnet war. Die Querkräfte werden durch die Vertikalkomponente der Zugbandkraft aufgenommen.

Der Entwurf der neuen Brücke wurde gemeinsam mit dem Büro Schulitz Architekten Braunschweig aufgestellt. Er errang bei der zugrundeliegenden Wettbewerb der Stadt Braunschweig einen 1. Platz. Bild 2 zeigt das Modellfoto.


Bild 2: Modellfoto des preisgekrönten Entwurfes

Die Brücke muss zusätzlich zu zwei Gleisen mit Straßenbahnverkehr den zweispurigen Autoverkehr, sowie Fußgänger und Radweg aufnehmen. Auf der östlichen Seite sollte ein Verbindungsweg zwischen altem und neuem Botanischen Garten angelegt werden können. Die Geländer in Brückenlängsrichtung werden geschwungen angeordnet, um zu einem Herantreten an das Geländer und damit zu einem Blick in den Fluss Oker zu stimulieren. Die Grundrisssituation ist in Bild 2 dargestellt:

Bild 2: Grundriss-Situation

Der Eintwurf der neuen Brücke sollte die Idee des Möllerträgers optisch wiedergeben, um so eine Erinnerung an das alte Bauwerk wach zu halten. Der Entwurf wurde zusätzlich mit schrägen Druckstreben versehen, die nur horizontale Lasten an das Widerlager abgeben.

Bild 3: Längsansicht des Entwurfes

Die Druckstreben nehmen die Richtung der außen liegenden Parabelträger auf, so dass ein harmonisches Bild entsteht, siehe Skizze, Bild 3. Die Horizontalkräfte der Druckstreben erzeugen ein positives Moment (Druck an Unterseite) im Feldbereich. Hierdurch wird das unter Gleichlast parabelförmige Moment im Feldbereich reduziert, vgl. Skizze, Bild 2. Ähnliche Stützeffekte entstehen auch unter Belastungen durch Einzellasten, wie SLW oder Straßenbahn.
Bild 4: Kräftespiel und Momentenverlauf

Um die Brücke auch als solche sichtbar und damit erlebbar zu machen (reine Deckbrücken können dies nicht) werden die Fußgängerbereiche einerseits an außen angeordneten, geneigten Parabellbögen aufgehängt, andererseits am Randträger der Fahrbahn gelagert, Bild 5.

Bild 5: Querschnitt Fahrbahn und Fußgänger, Radweg

Die Hauptträgerquerchnitte sind als Verbundträger ausgebildet, um eine rasche Montage zu ermöglichen und damit die Sperrung der wichtigen Ausfallstraße möglichst zeitlich so gering wie möglich zu halten. Die Stahlhohlkästen werden vorgefertigt und in einer nächtlichen Montageaktion eingesetzt. Die Parabelbögen folgen anschließend. Dann wird die Fahrbahn geschalt, bewehrt und betoniert. Dauer ca. 4 Wochen. Bild 6 zeigt eine Detailansicht der Träger. Der Fußgänger- und Radwegbereich erhalten ebenfalls eine Betonplatte, die in Verbund mit den unterstützenden Fußwegträgern stehen, die in der Regel an einem Hängerstab abgehängt sind, Bild 6:

Bild 6: Detail Fußgängerweg-Ausbildung

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